mein Alltag

Weihnachten als Hebamme

Er hält Sie, sie schauen sich immer wieder an, Tränen, Vorfreude, Erschöpfung und Schmerz.
Die Wehe kommt, ihre Stimme wird mächtiger, tiefer, ihre Wangen röter.
Ich weiss, nun wird sie nächstens Pressen.
Ich bin da, lausche den Herztönen zu, dieses beruhigende galoppierende Geräusch. S
ie sind so friedlich zusammen, da ist Liebe pur, ich freue mich fürs Kind.
Wieder das tiefe Summen, das den Raum immer wie mehr einnimmt, nun Druck auf die Stimmbänder.
Sie schaut mich an. Da ist was geplatzt und es drückt so, das war die Fruchtblase oder? Und ist das schon der Kopf?
Ich nicke, möchtest du wissen wo der Kopf ca. ist, oder magst du einfach bei den Wehen so arbeiten wie vorher?
Nein ich möchte nichts wissen.
Und schon spannt sich ihr ganzer Körper, ihre Hände halten sich am Wannenrand, ihr Mann stützt ihr den Rücken und sie wird ganz laut... Ich sehe schon dunkles Haar, diese Geburt geht zügig voran.
Nach zwei Wehen ist SIE da.
Sie nimmt sie hoch zu sich, umarmt sie und er umarmt beide.
Tränen, Erleichterung, Stolz, Freude, Liebe...

Auch ich habe Tränen, was für ein schönes Geschenk.
Heute ging ich etwas traurig aus dem Haus, meine Familie sass gemütlich beim Weihnachtsbaum und sang.

Nun singe ich leise... ohne es zu merken.
Sie singen mit.

Tag der offenen Tür im TagMond

Hier einige Impressionen

Trageberatung für Rollstuhlfahrer

Bevor ich Hebamme wurde, war ich Pflegefachfrau im Schweizerischen Paraplegikerzentrum Nottwil. So kam eine Anfrage:

Papa im Rollstuhl, Mama Fussgängerin, Baby 4,5mt und sehr gross.

Seitlicher Knoten und Knoten im Rücken sind unbequem im Rollstuhl. Dann sind zu dicke Hüftgurte nicht angenehm, diese drücken. Techniken die ein langes Tuch benötigen wurden ausprobiert und von Papa abgelehnt.
Beim Rollstuhlfahren wippt der Oberkörper von Papa vor und zurück. Ich durfte im Rollstuhl platz nehmen und selber einiges testen. Spannend wars!
Für die Zukunft wird der Papa mit einem Onbu tragen. Natürlich wurde auf die Haltung des Babys geachtet.

 

Trauer-Tragen-Bonding

„Ich möchte ihn nur einmal tragen, kannst du vorbei kommen?!“ Dann weint sie. Kurz darauf habe ich eine Hebammenkollegin am Telefon. Ich nehme ein Tuch, bringe die Kinder zum Grosi und mach mich auf den Weg...

Die Tür ist angelehnt, ich trete ein und rufe leise. Hallo!

Ein junger Mann, vom Weinen erschöpft kommt mir entgegen, nimmt mich in den Arm und bedankt sich, dass ich da bin.

Er führt mich ins Schlafzimmer zu seiner Frau.

Da sitzt sie, hält ihr Kind im Arm und sieht verliebt aus. Diese Mutterliebe, ihre zarten Worte für ihren Jungen, berühren mich.

Sie zeigt ihn mir und ja, sie hat recht; er ist wunderschön; er ist perfekt und dann weint sie und auch ich habe Tränen in den Augen. Er atmet nicht. Er hat im Bauch aufgehört zu leben. Er ist tot geboren.

Sie könne ihn noch nicht loslassen. Sie würde ihn so gerne im Tragetuch tagen, wie sie es sich immer vorgestellt hat.

Ich helfe ihr. Ich leite sie an, wie ich jedes Mami anleite. Sanft nimmt sie ihn in den Tragetuchbeutel, zieht fächerartig das Tragetuch straff und küsst seine Stirn. Mama trägt ihr Kind und der Papa steht hinter ihr und umarmt beide. Was für ein Bild. Ich lasse sie, zieh mich zurück. In der Küche sitzt ihre Hebamme. Wir nehmen uns in den Arm, weinen und doch sind wir dankbar, hier in dieser Trauer ist so viel Liebe, so viel Frieden, das gibt uns Trost.

Ich schenke der Familie das Tuch und mache mich auf den Heimweg. Zum Glück ist die Fahrt lang, so kann ich einfach für mich sein.

Die Familie hat sich gewünscht, dass ich dies veröffentliche.